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Bunkerexperimente

Bunkerexperimente
© Anita Neuron / cogniclipstudios.com

Artikelserie: "Zeitgefühl, Zeitwahrnehmung und innere Uhren"

Mitte der 1960er Jahre wurden vom Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen bei Andechs mehrere Experimente zur Erforschung des circadianen Rhythmus und des Zeitgefühls durchgeführt, unter Leitung des Biologen Jürgen Aschoff.

In den Experimenten erklärten sich Versuchspersonen bereit, sich jeweils alleine und über einen längeren Zeitraum hinweg, in Räumen ohne Tageslicht aufzuhalten. Ein alter Militärbunker diente als Versuchsumgebung. Daher wurden die Versuche auch als "Bunker-Experimente" bekannt.


Teil 1: Umwelt als äußere Uhr
Teil 2: Innere Uhren bei Pflanzen
Teil 3: Bunkerexperimente
Teil 4: Zirbeldrüse, Melatonin und SCN

In diesen Räumen hatten die Versuchspersonen keine Uhren und ihnen stand nur künstliches elektrisches Licht zur Verfügung, das sie selber je nach Bedarf ein- oder ausschalten konnten. Dennoch stellte sich bei den Testpersonen auch ohne Tageslicht ein fast normaler Tagesrhythmus ein, der auch weiterhin in 2/3 Wach- und 1/3 Schlafzeit unterteilt war, jedoch im Durchschnitt mit einer Länge von 25 Stunden, statt des sonst üblichen 24-Stunden-Rhythmus. Die Forscher schlossen daraus, dass wir so etwas, wie eine "innere Uhr" haben, die völlig unabhängig von äußeren Zeitsignalen dafür sorgt, dass wir unseren Tagesrhythmus aufrecht erhalten können.

In weiteren Experimenten stellten die Forscher fest, dass sich die Tagesrhythmen einzelner Körperfunktionen voneinander entkoppelten und nicht mehr synchron liefen. So hatten z.B. die Körperaktivität und die Körpertemperatur unter normalen Bedingungen ihre jeweiligen Hoch- und Tiefpunkte zur gleichen Zeit, unter Versuchsbedingungen aber zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten. Die Körperaktivität passte sich dem um eine Stunde verlängerten Schlaf-Wach-Rhythmus an, die Körpertemperatur behielt ihren 24-Stunden-Rhythmus bei. Beide hatten auch ohne äußere Zeitsignale der Umwelt einen stabilen Rhythmus, jedoch von unterschiedlicher Länge und sie waren nicht mehr aufeinander abgestimmt. Die Forscher schlossen daraus, dass wir nicht nur eine "innere Uhr" haben, sondern sogar mehrere, beispielsweise eine für die Körperaktivität, eine andere für die Körpertemperatur und weitere für andere Körperfunktionen.

Offen blieb noch die Frage, welchen Einfluss die Versuchsbedingungen auf das Zeitgefühl der Testpersonen hatten. Dazu wurden sie nach einigen Tagen gebeten, nach jeweils einer Stunde eine Taste zu drücken, um den Forschern außerhalb der Räume zu signalisieren, wann sie das Gefühl hatten, es wäre eine Stunde vergangen. Einige Versuchspersonen hatten bereits nach einer halben Stunde das Gefühl, es wäre eine Stunde vergangen und drückten die Taste, andere hingegen nach ziemlich genau einer Stunde, wieder andere erst nach zwei Stunden und drückten dann erst die Taste.

Das subjektive Zeitempfinden der einzelnen Versuchspersonen unterschied sich also stark von Person zu Person, obwohl sie alle den selben Versuchsbedingungen ausgesetzt waren und stimmte in den wenigsten Fällen mit der objektiv vergangenen Zeit überein.

Die Experimente zeigten, dass wir über ziemlich genaue "innere Uhren" verfügen, die zwar den circadianen Rhythmus in uns erzeugen, nicht jedoch das Gefühl, wie lang oder kurz etwas dauert!

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