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Vom Web 3.0 zur Industrie 4.0

Vom Web 3.0 zur Industrie 4.0
© Anita Neuron / cogniclipstudios.com

Schon seit 2001 fanden jährlich akademische Konferenzen statt, um über das so genannte "Semantic Web" zu diskutieren, das später als Bestandteil eines neuen "Web 3.0" gelten sollte oder oft sogar mit diesem neuen Begriff gleichgesetzt wurde. Zunächst ging es hierbei um eine verbesserte maschinelle Verarbeitung von Webinhalten. Aber auch im Industreisektor interessierte man sich im Zusammenhang mit dem "Internet der Dinge" für diese Technologie. Während sich dort der Begriff "Industrie 4.0" etablierte, konnte sich der Begriff "Web 3.0" in der Öffentlichkeit aber nie so richtig durchsetzen.


Teil 1: Vom Web 3.0 zur Industrie 4.0
Teil 2: Web 4.0 - Versuch einer Definition

Der Begriff "Web 2.0" ist seit langem bekannt und bezeichnet einfach das "World-Wide-Web" (WWW) der zweiten Generation, kurz Web 2.0. Es unterscheidet sich vom ursprünglichen Web durch ein neues Nutzerverhalten seiner Anwender. Während in der Anfangszeit des WWW die Nutzer in erster Linie reine Konsumenten von Informationen und Inhalten (Texte, Musik, Bilder, Videos, usw.) waren, wurden sie zunehmend zu Produzenten.

Statt beispielsweise einfach nur Texte zu lesen, also zu konsumieren, begannen sie damit, selber Blog-Artikel zu schreiben, also zu produzieren. Statt einfach nur im Fernsehen oder im Internet Filme anzuschauen, produzierten immer mehr User eigene Video-Clips, um diese auf den großen sozialen Netzwerken mit anderen zu teilen. Ein wesentliches Merkmal dieses neuen Nutzerverhaltens war daher, neben dem Produzieren von eigenen Inhalten, das "Teilen" dieser Inhalte, bzw. das Verwenden der großen sozialen Netzwerke, die hierfür die geeigneten Plattformen anboten.

Schon bald stand die Frage im Raum, was kommt danach. Zunächst wurde vermutet, das Internet der Zukunft würde sich hauptsächlich durch einen großen Anteil an "virtuellen 3D-Welten" vom bisherigen Internet unterscheiden. Dieser Gedanke beruhte auf der Erkenntnis, dass Onlinespiele, bei denen sich die User im Internet mit ihren Spielfiguren ("Avataren") durch virtuelle 3D-Welten bewegen, immer beliebter wurden.

Auch kommerzielle Webseiten-Betreiber sahen neue Möglichkeiten und Geschäftsfelder für die Vermarktung ihrer Produkte, wenn sich die User auf ihren Webseiten durch virtuelle 3D-Welten bewegen könnten und diese 3D-Webseiten dann viel interessanter finden würden, als herkömmliche Online-Shops.

Ein noch größeres Potential sah man allerdings in 3D-Webseiten, auf denen nicht so sehr das Spielen, sondern eher die Kommunikation im Vordergrund stand, wie z.B. bei "Second Life". Dort begegneten sich täglich weltweit tausende Internetnutzer in einer virtuellen 3D-Welt, um miteinander zu kommunizieren, wobei jeder von ihnen durch seinen Avatar vertreten ist, dessen Aussehen er individuell gestalten kann.

Etwa zur gleichen Zeit arbeiteten Computerwissenschaftler an einer neuen Webentwicklung, dem so genannten "Semantic Web", bei dem mit Hilfe neuer Techniken die Bedeutungen der Webinhalte maschinell ausgewertet und miteinander in Beziehung gesetzt werden, um die große Menge an Informationen im Internet für den Menschen besser auffindbar und nutzbarer zu machen. So könnten z.B. Suchmaschinen auch umfangreiche Fragen beantworten, denn im Gegensatz zum Menschen können sie bisher immer nur Suchergebnisse für einzelne Begriffe innerhalb der gestellten Frage liefern, jedoch nicht die zusammenhängende Bedeutung der Frage erkennen.

Dazu sollten neue Techniken zum Einsatz kommen, die ursprünglich aus dem Forschungsfeld der "Künstlichen Intelligenz" (KI) stammen, wobei das "Semantic Web" jedoch nicht mit KI gleichzusetzen, sondern nur ein einzelnes Projekt aus diesem großen Forschungsbereich ist.

Am 12. September 2006 veröffentlichte dann der US-amerikanische Journalist John Markoff in der New York Times seinen Artikel "Entrepreneurs See a Web Guided by Common Sense" (zu deutsch etwa: "Unternehmen sehen ein vom menschlichen Denken bestimmtes Web") und verwendete dort erstmals den Begriff "Web 3.0". Damit bezeichnete er ein zukünftiges Web, das seiner Ansicht nach aus einer Kombination zwischen dem bisherigen Web 2.0 und dem "Semantic Web" bestehen würde.

Wenn neue Begriffe entstehen, findet häufig auch zugleich eine Diskussion darüber statt, wie sinnvoll diese Begriffe sind. Kritiker behaupteten, dass es zu früh sei, vom "Web 3.0" zu sprechen, da sich das "Semantic Web" noch in der Entwicklungsphase befand und neue Entwicklungen im Bereich der "virtuellen 3D-Welten" rechtfertigten noch nicht einen neuen Begriff Web 3.0, da es sich hierbei lediglich um Erweiterungen des bisherigen Web 2.0 handeln würde. Seitdem jedoch das Bundesministerium für Wirtschaft mit 90 Mio. Euro das Projekt "Theseus" förderte, bei dem es um Entwicklungen im Bereich des "Semantic Web" geht und dabei auch den Begriff "Web 3.0" verwendete, erhielt die Begriffsdebatte wieder neuen Auftrieb.

Schon Jahre vorher tauchte ein neuer Begriff auf, der für viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit sorgte: das "Internet der Dinge" (engl: "Internet of Things" - IoT), das eine Internet-ähnliche Struktur bezeichnet, in der reale Gegenstände über Sensoren und Funkchips miteinander vernetzt sind und durch Austausch von Daten zusammenarbeiten und die darüber hinaus in Form von Symbolen und Abbildungen auf Webseiten dargestellt werden, um dem Menschen gewisse Überwachungs- und Eingriffsmöglichkeiten zu bieten. Ein klassisches Beispiel hierfür wären Warenlieferungen großer Versandhäuser, die in Paketzentren automatisch sortiert und verteilt werden und der Kunde den Lieferstatus seiner Bestellung per Paketverfolgung über das Internet überprüfen kann.

Auch für die Entwickler, die nach neuen Anwendungsmöglichkeiten für ein zukünftiges Web 3.0 suchten, war daher das "Internet der Dinge" neben den verbesserten Suchmaschinen ein entscheidender Bestandteil dieser neuen Technologie, wobei auch wieder neue Begriffe entstanden, um Anwendungen für den Privatnutzer von industriellen Anwendungen zu unterscheiden.

Zum einen war nun immer öfter vom "Smart Home" die Rede, womit das vernetzte, "intelligente" Heim gemeint ist, in dem beispielsweise Haushaltsgeräte, Heizung oder Licht automatisiert zusammenarbeiten oder Geräte-Einstellungen per Smartphone von zuhause oder unterwegs ferngesteuert werden konnten. Im industriellen Bereich hingegen sprach man von der "vierten industriellen Revolution", der "Industrie 4.0".

Demnach bestand die erste industrielle Revolution in der Mechanisierung durch den Einsatz der Dampfmaschine, die eine erhebliche Produktionssteigerung ermöglichte. Darauf folgte die zweite industrielle Revolution, die von der Massenproduktion mit Hilfe von Fließbändern und elektrischer Energie gekennzeichnet war, und schließlich in den 1970er Jahren die dritte industrielle Revolution durch den Einsatz von Industrierobotern und elektronischer Datenverarbeitung EDV.

In der vierten industriellen Revolution, der "Industrie 4.0", lag der Schwerpunkt nun in der "intelligenten Automatisierung" und der Vernetzung weit verteilter Produktionsstandorte. So sollen Produktionsanlagen sich selbst optimieren und sich einer neuen, vorher unbekannten Situation selbst anpassen können oder auch kundenindividuelle Produkte herstellen.

Die rasanten Veränderungen im Zuge der Digitalisierung fanden aber nicht nur im Industriesektor statt, sondern betreffen mittlerweile sämtliche Lebensbereiche, sowohl in der Industrie, der Politik, als auch in der Gesellschaft und hier natürlich auch insbesondere im World Wide Web, das sich heutzutage schon deutlich vom "Web 2.0" in seiner Anfangszeit unterscheidet.

Künstliche Intelligenz im Zusammenhang mit dem Web ist längst nicht mehr allein ein Thema in den Forschungseinrichtungen der "Web 3.0"-Entwickler, sondern in seinen Auswirkungen überall spürbar, sei es nun in der Arbeitswelt oder im Privatbereich, durch zahlreiche im Web verfügbare und zum Teil "automatisierte" digitale Assistenten oder Dienstleister, oder auch den Umgang mit persönlichen Daten, vom Datenmissbrauch in einem bisher nie dagewesenen Ausmaß bis hin zu strengeren gesetzlichen Regelungen zum Datenschutz.

Allein ein neuer Begriff "Web 3.0" für ein sich schon längst verändertes Web, konnte sich nie so richtig durchsetzten, nicht etwa weil es sich, wie Kritiker anfangs bemängelten, noch in der Entwicklungsphase befände, sondern weil viele die Berichterstattung über die Forschungsergebnisse zum "Web 3.0" als zu akademisch und komplex empfanden und sich dieser Ruf im öffentlichen Bewusstsein verfestigte, wobei gerade dieser "soziologische Faktor" für eine allgemein akzeptierte Begriffsänderung zu lange unterschätzt wurde.

Ein weiterer "soziologischer Faktor" ist aber auch das Unbehagen, einen aus dem Jahre 2006 stammenden Begriff "Web 3.0" für ein heutiges Web zu verwenden, das sich schon deutlich vom Web aus dieser Zeit unterscheidet und das in diesem Sinne eigentlich schon das Entwicklungsstadium eines "Web 4.0" erreicht hat.

Web 4.0 - Versuch einer Definition

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Befinden wir uns schon längst im Zeitalter des Web 4.0 und keiner hat es gemerkt? Oder traut es sich nur niemand zu sagen? Kann man Web 4.0 überhaupt definieren? Eine Definition ist längst überfällig! ...mehr »



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